Zinswende voraus? Erste EZB-Leitzins Senkung seit 2016 möglich – Sparzinsen sinken bereits seit Herbst 2023

  • EZB-Entscheidung am 6. Juni: Die EZB könnte die Leitzinsen erstmals seit März 2016 bzw. September 2019 senken.
  • Sparzinsen sinken weiter: Die Banken haben die Zinsen seit Herbst 2023 bereits nach und nach gesenkt. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen.
  • Hohes Angebot im Ausland: In Österreich gibt es aktuell bis zu 3,60% p.a. auf Tagesgeld und 3,50% p.a. auf Festgeld. Im Ausland sind sogar bis zu 4,2% bzw. 3,60% p.a. möglich.
  • Bundesschatz: Alternative zu Bankangeboten: Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur bietet mit Bundesschatz.at eine sichere und verzinste Anlagemöglichkeit.
  • Negative Realrendite: Trotz steigender Sparzinsen liegt die Realrendite aufgrund der Inflation noch immer im negativen Bereich.
  • Inverse Zinskurve: Die Zinsen für kurzfristige Laufzeiten sind aktuell höher als für langfristige Laufzeiten.

Innerhalb von 14 Monaten erhöhte die EZB ihre Leitzinsen zehnmal, im Zeitraum von Juli 2022 bis September 2023. Nun könnte mit dem nächsten EZB-Zinsentscheid am 6. Juni 2024 die erste Leitzinssenkung seit März 2016 bzw. September 2019 als die Einlagenfazilität von -0,40 auf -0,50 % gesenkt wurde, anstehen. Die österreichischen Sparerinnen und Sparer müssen davon ausgehen, dass die Sparzinsen jetzt nochmals sinken werden, obwohl die Banken die Sparzinsen seit Herbst 2023 bereits nach und nach gesenkt haben und bestens am Zinsergebnis verdienen.

Eine aktuelle Analyse von Sparzinsen.at zeigt: Die Sparzinsen sinken seit dem Hoch im November 2023

„Seit einem halben Jahr sinken die Sparzinsen, insbesondere bei Laufzeiten von 12 Monaten und länger. Derzeit zeigt der Markt eine inverse Zinskurve, was bedeutet, dass für kürzere Laufzeiten sogar höhere Zinsen gezahlt werden als für längere Laufzeiten. Dies liegt daran, dass der Markt von zukünftigen Zinssenkungen ausgeht. Diese Erwartungshaltung geben die Banken seit Monaten in Form sinkender Sparzinsen an ihre Kundinnen und Kunden weiter.“

Andreas Greiner, Betreiber von Sparzinsen.at

Konkret sind die Zinsen bei Festgeld mit einer Laufzeit von über 5 Jahren seit November 2023 um 0,51 Prozentpunkte gesunken. Gab es im November noch ein durchschnittliches Zinsangebot von 3,14 % p.a., so sind es nun nur noch 2,63 % p.a. Bei Festgeldern mit einer Laufzeit von über 2 Jahren zeigt sich ein Rückgang von 0,33 Prozentpunkten seit November 2023, von 3,13 % auf nun 2,80 % p.a. durchschnittliche Verzinsung. Je kürzer die Laufzeiten, desto geringer der Rückgang, denn bei einjährigen Festgeldern beträgt der Rückgang nur 0,22 Prozentpunkte. Mittlerweile gibt es hier im Schnitt rund 2,99 % p.a. an Zinsen zu erzielen. Gleichbleibend waren die Zinssätze bei täglich fälligen Sparangeboten und bei einer Bindung von 6 Monaten.[1]

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„Pünktlich zum Weltspartag im Oktober 2023 gab es ein Zinshoch, und die österreichischen Sparerinnen und Sparer konnten Angebote von 4 % p.a. und mehr abstauben. Diese Zeiten sind nun vorbei, und in den nächsten Wochen werden die Zinsen wohl weiterhin in kleinen Schritten sinken. Aber es gibt sie, die Sparzinsen und es lohnt sich das Geld vom nicht verzinsten Girokonto auf ein verzinstes Sparkonto zu übertragen. Ein Guthaben von 10.000 Euro ergibt bei einer 3 %igen Verzinsung einen Jahresertrag von 300 Euro vor Steuern und 225 Euro nach Steuern.“

Andreas Greiner, Betreiber von Sparzinsen.at

Bis zu 3,60 % auf Tagesgeld oder 3,50 % bei Festgeld sind möglich – im Ausland sogar bis zu 4,2 % bzw. 3,60 % bei Festgeld.

Bis Herbst 2022 gab es kaum Sparzinsen, nun sind sie wieder zurück, und die Niedrigstzinsphase dürfte auf längere Zeit vorbei sein. Auch wenn die Sparzinsen sinken, gibt es noch immer attraktive Angebote. Speziell beim Tagesgeld gibt es für Neukundinnen und Neukunden der Banken gute, befristete Angebote in Form von Bonuszinsen.

In Österreich ist das höchste, steuerfreundliche Angebot beim Tagesgeld aktuell bei 3,60 % p.a. Dies gilt jedoch nur für Neukunden und ist auf vier Monate befristet; danach fällt der Zins auf 2,60 % p.a. Für Bestandskunden gibt es beim Tagesgeld aktuell Zinssätze von bis zu 3,00 % p.a.

Wer sein Geld bindet, erhält bei kurzlaufenden Festgeldern von 3 und 6 Monaten bis zu 3,50 % p.a. Bei einer Bindung von 12 bis 24 Monaten sind bis zu 3,40 % p.a. möglich. Bei einer Bindung über 60 Monate liegt der Zins bei 3,25 % p.a.

Wer sein Geld im Ausland anlegt, muss diese Zinserträge selbst über die Einkommensteuererklärung versteuern. Wer davor nicht zurückschreckt, kann meist höhere Erträge erwirtschaften als in Österreich. Im Ausland finden sich Tagesgeldangebote von bis zu 4,2 % p.a. – oft mit zeitlichen und anderen Einschränkungen wie einer maximalen Einlage oder einem Abschluss eines kostenpflichtigen Premium Abos des Angebots.

aktuelle sparzinsen

Der aktuelle Sparzinsen Vergleich kann hier, je nach Laufzeit, abgerufen werden:

Bundesschatz: Republik Österreich wird neuer Mitbewerber für die Sparangebote der Banken

Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) startete im April 2024 die zweite Auflage ihres Angebots Bundesschatz.at (die erste Auflage lief von 2002 bis 2020). Es handelt sich um ein niederschwelliges Angebot der Republik Österreich mit fester Verzinsung über fünf verschiedene Laufzeiten. Beim Investment in Bundesschätze entstehen keine zusätzlichen Kosten, und bereits ab 100 Euro Investitionssumme geht es los. Bundesschatz unterliegt nicht der Einlagensicherung, sieht sich aber dennoch als sicherste Geldanlage Österreichs, weil die Republik Österreich über eine sehr hohe Bonität verfügt und für die Sicherheit der Bundesschätze bürgt. Eine Besonderheit besteht darin, dass die Zinserträge nicht wie bei Sparkonten mit 25 %, sondern mit 27,5 % besteuert werden.

Die aktuellen Konditionen für Bundesschätze lauten wie folgt:

  • 1 Monat: 3,50 % p.a.
  • 6 Monate: 3,25 % p.a.
  • 12 Monate: 3,00 % p.a.
  • 4 Jahre: 2,75 % p.a.
  • 10 Jahre: 2,50 % p.a.

Bundesschatz sieht sich als Alternative zu den Sparzinsangeboten der österreichischen Banken und kann in Bezug auf die Verzinsung im Marktvergleich gut mithalten.

Banken verdienen prächtig

Die Österreichische Nationalbank veröffentlichte bereits im April, dass die Banken in Österreich im Geschäftsjahr 2023 hervorragende Gewinne erzielt haben. Das aggregierte Jahresergebnis lag bei 14,1 Milliarden Euro und somit 38,4 % über dem bereits hohen Ergebnis von 2022. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung war der Anstieg beim Zinsergebnis um 6,1 Milliarden Euro.[2] Auch im Geschäftsjahr 2024 dürften die österreichischen Banken dank des Zinsergebnisses wieder hervorragend verdienen. Es ist wichtig zu beachten, dass Zinsergebnisse für Banken normal sind und die Nullzinsphase eine Ausnahmesituation war. Diese Zeit stellte für die Ertragslage der Banken eine Herausforderung dar.

Negative Realrendite

Auch wenn die Inflation in den letzten Monaten deutlich gesunken ist, liegt die aktuelle Schnellschätzung für die Teuerungsrate im Mai 2024 noch immer bei 3,3 % laut der Statistik Austria. Bei einem durchschnittlichen Tagesgeldzins von 1,82 % p.a. und einer Inflationsrate von 3,3 % ergibt sich eine negative Realrendite von rund -1,5 %. Berücksichtigt man auch die Steuer in Höhe von 25 %, sinkt die Realrendite noch weiter. Selbst bei Abschluss der höchsten Angebote nähert sich die Realrendite bestenfalls der Nulllinie an. Unterm Strich wird das Ersparte weniger wert.

Das letzte Mal gab es im Jahr 2009 eine positive Realrendite.

Dennoch ist es wichtig, die Sparzinsen zu vergleichen und in die höchsten Angebote zu investieren, um eine noch höhere negative persönliche Realrendite beim Sparen mit Tages- und Festgeldern zu vermeiden.

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Inverse Zinskurve

Eine inverse Zinskurve (auch als umgekehrte Zinsstrukturkurve bezeichnet) ist ein Finanzphänomen, bei dem die Zinssätze für kurzfristige Laufzeiten höher sind als die Zinssätze für langfristige Laufzeiten. Normalerweise steigt die Zinskurve, was bedeutet, dass langfristige Zinssätze höher sind als kurzfristige Zinssätze, um das höhere Risiko und die längere Bindung des Kapitals zu kompensieren. Eine inverse Zinskurve deutet jedoch auf das Gegenteil hin.

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[1] Quelle: Sparzinsen.at Datenbankanalyse von fast 300 verschiedenen Sparprodukten

[2] https://www.oenb.at/Presse/Pressearchiv/2024/20240408.html (abgerufen am 31.5.2024)

Über Sparzinsen.at

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Seit 2009 führe ich eine Datenbank über die Sparzinsen hier in Österreich, gleich ob inländische oder ausländische Angebote. Ziel ist es für die Menschen hier in Österreich einen guten Überblick zu geben, welche Banken interessante Sparzinsen bieten, um das Maximum für das Ersparte herauszuholen.

Andreas Greiner, Betreiber von Sparzinsen.at

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