EZB Leitzins unverändert: 4,50 % Leitzins, 4,00 % Einlagezins

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht jetzt einmal Pause beim EZB Leitzins und so bleibt der Festsatz des EZB Leitzins weiterhin bei 4,50 % und der Einlagezins für Geschäftsbanken bei 4,00 %. Nach der 10. Anhebung in ca. 15 Monaten ist nun einmal Ruhe eingekehrt in Sachen Erhöhung. Nach der letzten Erhöhung am 14.9.2023 um 25 Basispunkte heißt es nun einmal abwarten auf die nächste Sitzung. Diese findet am 14. Dezember 2023 statt, zum letzten Mal im Jahr 2023.

Der EZB-Rat hat heute beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB unverändert zu belassen. Die aktuellen Daten bestätigen weitgehend seine bisherige Einschätzung der mittelfristigen Inflationsaussichten. Es wird nach wie vor erwartet, dass die Inflation zu lange zu hoch sein wird, und der binnenwirtschaftliche Preisdruck bleibt hoch. 

So die EZB auf ihrer Website

Der Einlagezins, auch Einlagefazilität genannt, ist jener Zinssatz zu dem Geschäftsbanken bei der EZB veranlagen können. Das sind kurzfristige und risikofreie Anlagen und werden weiterhin mit 4,00 % verzinst.

Nachfolgend die weiterhin gültige Liste der zehn vorherigen Leitzinsanhebungen der EZB – alle fast innerhalb eines Jahres:

DatumEZB Einlagezins (Einlagefazilität)EZB Leitzins (Festsatz)
14.09.20234,004,50
27.07.20233,754,25
15.06.20233,504,00
04.05.20233,253,75
16.03.20233,003,50
02.02.20232,503,00
15.12.20222,002,50
27.10.20221,502,00
08.09.20220,751,25
21.07.20220,000,50
12.09.2019-0,500,00
Die Tabelle zeigt den kontinuierlichen Anstieg des EZB Leitzinses in den letzten Monaten

Der folgende Chart zeigt die Entwicklung der Leitzinsen in den letzten 24 Jahren. Quelle Bankkonditionen.at

Wie geht es nun weiter?

Am 14.12. ist die nächste EZB Sitzung, 2024 folgt dann am 1. Februar die übernächste Sitzung. Bis dahin wird es neue Daten aus der Wirtschaft und auch aus den europäischen Inflationsdaten geben. Währung die Stimmung in der Wirtschaft eher schlecht ist, sinken die Inflationsdaten in der EU. Österreich hinkt hier leider weiterhin hinterher mit im September 2023 einem Wert von 6 % Teuerungsrate im Vergleich zum September 2022.

Der Einkaufsmanager Index der Bank Austria hat für den September 2023 wieder einen Wert unter 40 angeführt, im August gab es erstmals einen leichten Anstieg seit einem Jahr. Mit der erneuten Senkung im September sieht es nicht so rosig aus mit einer nachhaltigen Erholung in der Wirtschaft.

Ein genauer Blick auf die Inflationsraten verschiedener europäischer Länder zeigt ein vielschichtiges Bild. In der EU gesamt lag die Teuerungsrate für den September 2023 bei 4,9 % und im Euroraum bei 4,3 % beim HVPI (harmonisierter Verbraucherpreisindex). Die unten angeführte Tabelle zeigt, dass es einige EU-Staaten mit niedriger Inflation gibt. Österreich gehört eher zu jenen Ländern mit einer hohen Inflation. Die Staaten im Osten wie Ungarn (12,2 %) oder Rumänien (9,2 %) zeigen aber auch, dass die Inflationsrate deutlich höher sein könnte. Deutschland hatte im September eine Teuerungsrate von 4,3 %.

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Sparzinsen: Die Zuwächse der Sparzinsen hinken den Leitzinserhöhungen hinterher.

Langsam aber doch stetig steigen die Sparzinsen. Die höchsten Zinsen beim Tagesgeld nähern sich der Einlagefazililität der EZB die bei aktuell 4,00 % liegt. Das zeigt die fette orange Linie (Einlagenfazilität) vs. fette dunkelblaue Linie der Top 5 Tagesgeld Angebote. Die nähern sich an. Die hellblaue, fette Linie zeigt auf, dass die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen zwar steigen, aber insgesamt sind diese über alle Banken (über 60 Tagesgeld Produkte sind aktuell in der Datenbank gelistet) bei deutlich unter 2 %. Da ginge deutlich mehr.

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Werden die Zinserhöhungen der EZB als erhöhte Sparzinsen an Kunden weitergegeben? Die allgemeine Antwort darauf lautet Nein. Vereinzelt gibt es natürlich höhere Zinsen bei den Banken, vor allem bei den Direktbanken. Es zeigt sich aber auf der hellblauen Linie, den durchschnittlichen Tagesgeldzinsen über 50+ Tagesgeld Produkte, dass die Steigerung nicht an die Kunden weitergegeben werden. Die dunkelgraue Linie zeigt das Delta der Einlagenfazilität zum durchschnittlichen Tagesgeld Zins. Diese wurde in den letzten Monaten mehr und mehr und stieg nach oben an.

Immer mehr binden ihr Erspartes als es täglich fällig versauern zu lassen. 210 Miliarden täglich fällig, 28 Miliarden Bargeld

Mit Ende 2022 lagen auf Österreichs Konten der Haushalte fast 210 Miliarden Euro auf täglich fälligen Konten. Das sind z. B. Girokonten, täglich fällige Sparbücher und Tagesgeld. Das sind rund 23.300 Euro pro Einwohner. Beim Bargeld liegt auch ordentlich viel rum. Es sind ca. 28 Milliarden Euro gewesen zum Stichtag Ende 2022. Das sind rund 3.100 Euro pro Einwohner. Bemerkenswert ist die Veränderung in den letzten Monaten, dass gebundene Spareinlagen wieder populärer werden.

Die Daten der Österreichischen Nationalbank deuten auf eine Veränderung des Trends hin. Während Österreicherinnen und Österreicher in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihr Erspartes bevorzugt auf Tagesgeldkonten geparkt haben, zeichnet sich nun eine Änderung ab.

Tagesgeldkonten bieten Flexibilität, da man jederzeit auf sein Erspartes zugreifen kann und Einlagen jederzeit möglich sind. Zwischen 2011 und 2022 gab es praktisch keine Zinsen, weshalb die Praxis, Geld auf Tagesgeldkonten zu halten, während der zinslosen Jahre fortgeführt wurde.

Jedoch gibt es jetzt wieder Zinsen, da die Europäische Zentralbank (EZB) Mitte 2022 die Zinssätze angehoben hat, um der steigenden Inflation entgegenzuwirken. Dies macht nun auch Festgeldkonten zu einer interessanten Option.

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Österreichs Kreditzinsen verzeichnen weiterhin einen Aufwärtstrend.

Die OeNB-Statistiken zeigen eine Aufwärtsdynamik bei den österreichischen Kreditzinsen bis mindestens in den August 2023 (siehe Chart) und es wird im Herbst 2023 wohl nicht besser. Bei einem neuen Konsumkredit sind es im Schnitt bereits rund 10 % an effektiven Kreditzinsen und beim Immobilienkredit sind es effektiv rund 4,3 %. Tendenz? Weiter steigend.

Nerdige Info: War die Differenz zwischen Konsum- und Immobilienkredit zu Beginn der Aufzeichnungen sogar unter 2 Prozentpunkte Differenz, so nähert es sich aktuell mehr und mehr der 6 Prozentpunkte Differenz. Hier verdienen Banken bei Konsumkrediten also prächtig.

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Wegen starker Inflation halten Negativrealzinsen an

Obwohl die Inflation in Österreich auf 6 % gesunken ist, bleiben die Sparzinsen auf einem niedrigen Niveau. Tagesgeld Zinsen vor Steuern minus aktueller Inflation führt zu einer Realrendite von aktuell ca. 4,6 % – die rote Fläche am nachfolgenden Chart zeigt die negative Realrendite in den letzten Jahren und dass es in den letzten Monaten besonders schlimm war.

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Quelle: Vergleich von Sparzinsen und Inflation = Realrendite – von Sparzinsen.at

Zinsen Prognose

Wie geht es weiter? Kurz vor Weihnachten ist die nächste EZB Sitzung und zum aktuellen Zeitpunkt sieht es weiterhin so aus, als ob die EZB die Lage genau beobachten würde, aber im Moment nichts tut. Weder eine Erhöhung der Zinsen, noch eine Senkung der Zinsen. Das sind aber alles nur Mutmaßungen und die Realität könnte im Dezember bereits so sein, dass die EZB eine weitere Handlung setzt.

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Seit 2009 führe ich eine Datenbank über die Sparzinsen hier in Österreich, gleich ob inländische oder ausländische Angebote. Ziel ist es für die Menschen hier in Österreich einen guten Überblick zu geben, welche Banken interessante Sparzinsen bieten, um das Maximum für das Ersparte herauszuholen.

Andreas Greiner, Betreiber von Sparzinsen.at

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