EZB senkt Leitzinsen erneut: Einlagefazilität sinkt auf 2,25 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute im Rahmen ihrer geldpolitischen Sitzung eine weitere Senkung der Leitzinsen beschlossen. Damit erfolgt bereits die dritte Zinssenkung im laufenden Jahr. Ab dem 23. April 2025 gelten folgende neue Zinssätze:

InstrumentNeuer ZinssatzBisheriger Zinssatz
Einlagefazilität2,25 %2,50 %
Hauptrefinanzierungssatz2,40 %2,65 %
Spitzenrefinanzierungssatz2,65 %2,90 %

Mit dieser Maßnahme reagiert die EZB auf die sich abschwächende Inflation und das nach wie vor verhaltene Wirtschaftswachstum in der Eurozone. Beobachter hatten den Schritt weitgehend erwartet, nachdem sich bereits in den letzten Monaten ein klarer geldpolitischer Lockerungskurs abzeichnete.

Entwicklung der EZB-Leitzinsen seit 2022

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Nach einem raschen Anstieg der Zinsen ab Juli 2022 erreichten die Leitzinsen im September 2023 ihren Höchststand. Seit Juni 2024 befindet sich die Eurozone im Zyklus sinkender Leitzinsen. Die Einlagefazilität, als wichtigster Referenzsatz für kurzfristige Geldanlagen von Banken, wurde schrittweise von 4,00 % auf nun 2,25 % reduziert.

Ein Auszug aus der jüngeren Zinsgeschichte:

DatumEinlagefazilitätHauptrefinanzierungSpitzenrefinanzierung
14.09.20234,00 %4,50 %4,75 %
06.06.20243,75 %4,25 %4,50 %
12.12.20243,00 %3,15 %3,40 %
06.03.20252,50 %2,65 %2,90 %
17.04.20252,25 %2,40 %2,65 %

Auswirkungen auf Geldmarktfonds und Tagesgeld

Die Senkung der Einlagefazilität hat unmittelbare Folgen für die Renditen von Geldmarktfonds und Tagesgeldkonten. Diese orientieren sich oft eng am Kurzfristzinsniveau der EZB.

Ein Beispiel ist der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap ETF (ISIN: LU0290358497), der die Entwicklung des €STR zuzüglich 8,5 Basispunkten abbildet. Der €STR lag zuletzt bei rund 2,418 %, was eine erwartete ETF-Rendite von etwa 2,50 % ergab – im Einklang mit der bisherigen Einlagefazilität. Mit dem Zinsschritt wird auch der €STR sinken und voraussichtlich bei etwa 2,25 % zu liegen kommen.

Sparzinsen im Rückgang

Die Abwärtsbewegung bei den EZB-Zinsen setzt den Markt für Sparprodukte weiter unter Druck. Seit dem Zins-Höchststand im Herbst 2023 ist ein kontinuierlicher Rückgang bei Sparzinsen zu beobachten. Besonders dynamisch zeigte sich dieser Trend im vierten Quartal 2024, als viele Banken ihre Angebote mehrmals nach unten korrigierten.

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Banken wie Trade Republic, Scalable Capital und WillBe haben in der Vergangenheit Zinssenkungen rasch an ihre Kundinnen und Kunden weitergegeben. Auch nach dem aktuellen Beschluss dürfte eine weitere Welle sinkender Sparzinsen folgen.

Kreditzinsen leicht rückläufig

Positiv wirkt sich die Zinssenkung auf die Kreditkonditionen aus. Konsumkredite, deren effektive Zinssätze Mitte 2023 noch bei rund 10 Prozent lagen, notieren derzeit bei etwa 9 Prozent – Tendenz leicht sinkend. Auch bei Immobilienkrediten ist seit Jahresbeginn eine moderate Entspannung zu erkennen. Nach Höchstständen von über 4 Prozent liegen die Zinssätze aktuell leicht darunter.

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Wirtschaftlicher Hintergrund

Die EZB begründet ihre Entscheidung mit einer Reihe wirtschaftlicher Entwicklungen:

Inflation im Euroraum

Laut Schnellschätzung für März 2025 liegt die jährliche Teuerungsrate im Euroraum bei 2,2 Prozent, in der EU insgesamt bei 2,5 Prozent. Das Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent ist damit in Reichweite.

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JahrEurozoneEU
20242,4 %2,7 %
20252,3 %2,5 %
20261,9 %
20272,0 %

Wirtschaftswachstum

Die konjunkturelle Lage bleibt angespannt. Für die Eurozone wird für 2025 ein Wachstum von 0,9 Prozent erwartet, für Österreich laut OeNB derzeit sogar ein leichtes Minus von 0,1 Prozent. Die österreichische Industrie zeigt zwar erste Anzeichen einer Stabilisierung, bleibt jedoch in der Rezession.

JahrEurozoneÖsterreich
20240,8 %-1,3 %
20250,9 %-0,1 %
20261,2 %1,2 %
20271,3 %1,2 %

Die Arbeitslosenquote in Österreich liegt laut Prognose bei 7,4 Prozent im Jahr 2025 und bleibt damit auf hohem Niveau.

Ausblick: Weitere Zinsschritte möglich

Die nächste geldpolitische Sitzung der EZB ist für den 5. Juni 2025 angesetzt. Sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen – moderate Inflation bei schwachem Wachstum – sind weitere Zinssenkungen nicht ausgeschlossen. Analysten rechnen für das erste Halbjahr 2025 mit bis zu vier Zinsschritten nach unten. Mit der heutigen Entscheidung wurde der dritte davon bereits vollzogen.

Fazit

Die EZB setzt ihren Kurs der geldpolitischen Lockerung fort und senkt zum dritten Mal in Folge ihre Leitzinsen. Mit der Absenkung der Einlagefazilität auf 2,25 Prozent reagiert sie auf die rückläufige Inflation und die anhaltend schwache Konjunktur. Während die Maßnahme für Kreditnehmer ein leichtes Aufatmen bedeutet, verlieren Sparprodukte weiter an Attraktivität. Die kommenden Monate könnten weitere Zinsschritte bringen – vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben unverändert.

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