Am Donnerstag, den 12. September 2024, hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, die Leitzinsen erneut zu senken. Anders als bei der letzten Anpassung im Juni 2024, bei der es zu Erhöhungen kam, geht es diesmal nach unten. Der Hauptrefinanzierungssatz wird von 4,25 % auf 3,65 % gesenkt, während die Einlagefazilität von 3,75 % auf 3,50 % reduziert wird. Beide Zinssätze sinken um 25 Basispunkte, was eine stärkere Abwärtsbewegung im Vergleich zur vorherigen Sitzung bedeutet.
Die neuen Zinssätze gelten ab dem 18. September 2024 und lauten wie folgt:
- Hauptrefinanzierungssatz: 3,65 % (vorher 4,25 %)
- Einlagefazilität: 3,50 % (vorher 3,75 %)
- Spitzenrefinanzierungssatz: 3,90 % (vorher 4,50 %)
Die kommenden EZB-Sitzungen sind für den 17. Oktober und den 12. Dezember 2024 geplant. Ob es bei diesen Treffen zu weiteren Anpassungen kommen wird, bleibt ungewiss.
Rückblick auf die Entwicklung der Leitzinsen
Seit dem Sommer 2022, als die Zinssätze stetig angehoben wurden, verzeichnete die EZB eine Serie von Zinserhöhungen, die bis zum Herbst 2023 anhielten. Ab Juni 2024 begann eine neue Phase mit Zinssenkungen, die nun am 12. September 2024 fortgesetzt wurde.
Ein Blick auf die Historie der Leitzinsen zeigt, wie sich die Zinssätze im Laufe der Zeit verändert haben:
Datum | Einlagefazilität | Hauptrefinanzierungssatz | Spitzenrefinanzierungssatz |
---|---|---|---|
10.03.2016 | -0,4 % | 0,00 % | 0,25 % |
12.09.2019 | -0,5 % | 0,00 % | 0,25 % |
21.07.2022 | 0,00 % | 0,50 % | 0,75 % |
08.09.2022 | 0,75 % | 1,25 % | 1,50 % |
27.10.2022 | 1,50 % | 2,00 % | 2,25 % |
15.12.2022 | 2,00 % | 2,50 % | 2,75 % |
02.02.2023 | 2,50 % | 3,00 % | 3,25 % |
16.03.2023 | 3,00 % | 3,50 % | 3,75 % |
04.05.2023 | 3,25 % | 3,75 % | 4,00 % |
15.06.2023 | 3,50 % | 4,00 % | 4,25 % |
27.07.2023 | 3,75 % | 4,25 % | 4,50 % |
14.09.2023 | 4,00 % | 4,50 % | 4,75 % |
06.06.2024 | 3,75 % | 4,25 % | 4,50 % |
12.09.2024 | 3,50 % | 3,65 % | 3,90 % |
Was bedeutet das für die beliebten Geldmarktfonds?
Mit der Senkung der Einlagefazilität auf 3,50 % wird auch die Verzinsung für Geldmarktfonds entsprechend angepasst. Ein beliebter thesaurierender Geldmarkt-ETF, der XTRACKERS II EUR OVERNIGHT RATE SWAP ETF (ISIN LU0290358497), könnte somit ähnliche Renditen erzielen.
Was bedeutet die Senkung der EZB-Leitzinsen?
Weniger Sparzinsen
Seit dem Hochpunkt der Sparzinsen im Herbst 2023 ist ein klarer Rückgang zu verzeichnen. Im August 2024 wurden die Zinsen von 85 Produkten gesenkt. Besonders bei gebundenen Angeboten über sechs Monate war der Rückgang deutlich, während Tagesgeldzinsen seit Ende 2023 nahezu unverändert blieben.
Beispielsweise hat Trade Republic bereits angekündigt, die Sparzinsen ab dem 18. September 2024 auf 3,50 % pro Jahr für Guthaben bis 50.000 Euro zu senken. Darüber hinaus gibt es in Österreich keine Verzinsung für höhere Beträge.
Kreditzinsen noch nicht merklich günstiger
Während Konsumkredite etwas günstiger geworden sind, zeigen die effektiven Kreditzinsen für Immobilienkredite laut Daten der Österreichischen Nationalbank (OeNB) keine nennenswerten Reduktionen.
Auswirkungen auf den Aktienmarkt
Niedrigere Zinsen sind tendenziell positiv für Aktienmärkte, da Unternehmen von geringeren Finanzierungskosten profitieren. Doch die Märkte reagieren nicht immer wie erwartet. Trotz steigender Zinsen sind die Aktienmärkte in den letzten Jahren gewachsen. Ein Blick auf die Indizes zeigt starke Performances von ATX TR, DAX, Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 seit Jahresbeginn.
Was kommt als Nächstes?
Die nächste EZB-Sitzung ist am 17. Oktober 2024 geplant. Die Inflation innerhalb der Eurozone ist im August 2024 auf 2,2 % gesunken, wobei einige Länder, wie Belgien und Estland, höhere Inflationsraten aufweisen. Trotz der Zinssenkung bleibt das Inflationsziel von 2,0 % noch in weiter Ferne, was zukünftige Zinssenkungen unwahrscheinlich macht.
Die wirtschaftliche Lage bleibt herausfordernd. Speziell Österreich verzeichnet seit zwei Jahren eine Rezession, wie der EinkaufsManagerIndex der UniCredit Bank Austria zeigt. Die Nachfrage sinkt, Produktionskosten steigen, und die Ertragslage verschlechtert sich weiter. Ob die Zinssenkungen eine schnelle Erholung bringen, bleibt fraglich.