Am 22. April 2024 erlebte ein altbekanntes Anlageprodukt seine digitale Wiedergeburt: Bundesschatz.at 2.0. In seiner neuen Form präsentiert sich der Bundesschatz als vollständig digitales, staatlich garantiertes Sparprodukt. Nach einem Jahr zieht das Finanzministerium gemeinsam mit der Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) Bilanz. Über 110.000 Österreicher:innen haben ein Konto eröffnet und rund 4 Milliarden Euro veranlagt. Doch wie nachhaltig ist dieser Erfolg? Und wie schlägt sich das Angebot im direkten Vergleich zu Sparbüchern und Festgeld?
Der Neustart: Vertrauen in staatliche Sicherheit
Der Bundesschatz wurde ursprünglich Anfang der 2000er-Jahre unter Finanzminister Karl-Heinz Grasser eingeführt. Nach Jahren im Dornröschenschlaf wurde das Produkt 2024 vollständig neu konzipiert: Digitale Kontoeröffnung, intuitive Benutzeroberfläche und ein direkter Zugang zum Staat als Emittent machen Bundesschatz.at besonders. Der Startzeitpunkt war günstig gewählt: Die Zinsen waren noch hoch, das Vertrauen in Banken durch einige internationale Turbulenzen leicht erschüttert.
Entwicklung in Zahlen: Vom Nischenprodukt zum Milliardenvehikel
Die Wachstumszahlen seit dem Relaunch sprechen für sich:
Datum | Kontenanzahl | Anlagevolumen |
---|---|---|
29. April 2024 | 20.000 | 250 Mio. Euro |
7. Mai 2024 | 25.000 | 450 Mio. Euro |
10. Juli 2024 | >43.000 | >1 Mrd. Euro |
17. Jänner 2025 | >90.000 | >3 Mrd. Euro |
4. Mai 2025 | >110.000 | >4 Mrd. Euro |
In nur zwölf Monaten wurde ein Volumen erreicht, das doppelt so hoch ist wie in den besten Jahren des ursprünglichen Bundesschatzes welcher vom damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser initiert wurde. Die neue Variante trifft offenbar einen Nerv: Sicherheit, Einfachheit und staatliche Kontrolle sind in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit wichtige Faktoren.
Wer investiert in den Bundesschatz?
Der durchschnittliche Bundesschatz-Kunde ist 49 Jahre alt. Analoge Kund:innen sind im Schnitt 62 Jahre alt, während die digitale Nutzerschaft mit 48 Jahren etwas jünger ist. Die Altersspanne reicht von 1 bis 100 Jahre – ein Hinweis auf die breite Zielgruppe. Der digitale Fokus ist auffällig: Über 98 % der Konten wurden online eröffnet. Besonders positiv: Seit Oktober 2024 gibt es neue Funktionen wie Gemeinschaftskonten, Treuhandkonten (für Notare/Anwälte) und Mündelgeldkonten.
Nachhaltigkeit gefragt: Grüne Bundesschätze im Aufwind
Rund ein Viertel des Volumens entfällt auf die sogenannten Grünen Bundesschätze. Diese ermöglichen nachhaltige Veranlagung mit Laufzeiten zwischen 6 Monaten und 4 Jahren. Sie finanzieren gezielt Projekte mit ökologischer Wirkung – ein Angebot, das besonders bei jüngeren und umweltbewussten Anleger:innen gut ankommt.
Im Marktvergleich: Wie gut sind die Zinsen wirklich?
Ein Blick auf die aktuellen Zinssätze (Stand: Mai 2025):
Laufzeit | Zins p.a. | Nettozins (27,5 %) | Entspricht Bankzins (25 %) |
1 Monat | 2,00 % | 1,45 % | 1,93 % |
6 Monate | 1,75 % | 1,27 % | 1,69 % |
12 Monate | 1,60 % | 1,16 % | 1,55 % |
48 Monate | 2,15 % | 1,56 % | 2,08 % |
120 Monate | 2,75 % | 1,99 % | 2,66 % |
Steuerlich unkompliziert, aber nicht optimal
Der Bundesschatz punktet mit der sogenannten steuereinfachen Veranlagung. Das bedeutet, die Kapitalertragsteuer (KESt) von 27,5 % wird automatisch abgeführt – ideal für alle, die sich nicht mit der Steuererklärung befassen möchten. Der Nachteil: Bei klassischen Sparkonten beträgt die KESt nur 25 %, was bei gleichem Zinssatz zu einem leicht besseren Nettoertrag führt.
Zinsentwicklung: Parallel zur EZB
Die Zinsen der kurzfristigen Laufzeites des Bundesschatzes folgen tendenziell dem Leitzins der Europäischen Zentralbank. Besonders bei den kurzfristigen Laufzeiten (1–12 Monate) zeigt sich das deutlich. Bei längeren Laufzeiten orientiert sich der Bundesschatz bei seiner Verzinsung an den Marktzinsen Das zeigt: Die Erwartungshaltung am Markt in Bezug auf Inflation und Zinsentwicklung fließt ebenfalls in die Bewertung ein.

Banken oft attraktiver bei Kurzläufern
Besonders bei kurzen Laufzeiten (1–6 Monate) bieten Banken, insbesondere über Aktionen und für Neukund:innen, oft höhere Zinsen als Bundesschatz.at. Das liegt unter anderem daran, dass diese Angebote marketinggetrieben sind und nicht immer für die breite Masse gelten. Dennoch: Für flexible Sparer:innen kann sich der Blick auf Vergleichsplattformen lohnen.





Die Rolle der OeNB-Daten: Bedeutet Wachstum Relevanz?
Laut Österreichischer Nationalbank betrug das gesamte Einlagenvolumen der Haushalte Ende 2024 etwa 322 Milliarden Euro. Der Bundesschatz hat davon bisher rund 1,2 % auf sich vereinen können. In Relation gering, aber der Trend zeigt: verzinsliche Wertpapiere (kurz- und langfristig) wachsen seit Q2/2024 überdurchschnittlich stark – zeitgleich mit dem Start von Bundesschatz.at.
Vorteile auf einen Blick
- Staatlich garantiert
- Steuereinfach – keine Steuererklärung nötig
- Flexible Laufzeiten von 1 Monat bis 10 Jahre
- Digitale Eröffnung & Verwaltung
- Bereits ab 100 Euro möglich
- Nachhaltige Anlageoptionen
Nachteile nicht übersehen
- Höherer Steuersatz (27,5 % statt 25 %)
- Zinsen oft unter Marktniveau
- Kein klassisches Sparbuch – sondern Wertpapier mit rechtlichen Unterschieden
- Rückwirkende Verzinsung bei vorzeitiger Kündigung kann zu Nachteilen führen
Fazit: Zukunftsfähig mit kleinen Schönheitsfehlern
Der Relaunch des Bundesschatzes war ein voller Erfolg – zumindest im ersten Jahr. Ob sich das Produkt langfristig gegen dynamischere Bankangebote behaupten kann, hängt stark von der weiteren Zinsentwicklung und der Kommunikationsstrategie des Finanzministeriums ab. Sicher ist: Der Bundesschatz ist heute mehr denn je eine ernstzunehmende Alternative zum Sparbuch – für alle, die staatliche Sicherheit, steuerliche Einfachheit und ein digitales Angebot in einem suchen.
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